Randale

Suntje Sander

Mein Geliebter,

sehnsuchtsvoll hatte ich auf deine Nachricht gewartet. Jetzt endlich, nach ein paar Wochen, ist sie eingetroffen: Du konntest dich für ein paar Stunden frei machen, bist in der Gegend und willst dich mit mir am Wochenende treffen.

 Wenn ich auf unserer Bank sitze, mit dem Blick ins Leinetal, spüre ich dich und vermisse dich. Die Sonne scheint mir ins Gesicht, und ich denke an dich. Hier tauschen wir Tausende Küsse aus, umarmen uns und versichern uns Liebe. Ich weiß, du hast Verpflichtungen: Urlaub mit deiner Familie, die vielen Feiertage, du baust auf mein Verständnis – wir lieben uns ja so – wir sind doch Königskinder – unsere Körper und Seelen verschmelzen miteinander.  In der Zeit ohne dich bin ich einsam. Immer bereit, falls möglich. Ich sitze auf der harten Bank, warte und träume, die Augen in die Ferne gerichtet. Mein Leben hat zu viele, lange, leere Lücken.

Du wunderst dich bestimmt, dass ich jetzt erst schreibe – fast hätte ich es vergessen – doch da ist der Splitter in meinem Finger und das schmerzende Handgelenk. Es ist etwas passiert, mein Liebster.

Unsere Bank wurde komplett zerstört. Man vermutet Randalierer. Die Zeit der Bank ist dahin, und sie hat die Erinnerungen an dich mitgenommen. Schluss, vorbei, zu Ende – wie unsere Beziehung.

In vergangener Liebe

Deine Geliebte