„Die Bücherjäger“ von Dirk Husemann, Bastei Lübbe, Juni 2018
Dieser historische (Kriminal?-) Roman spielt zur Zeit des Konstanzer Konzils, also um das Jahr 1417. Es beginnt mit einer sehr amüsanten Szene, in der der Papst um sein Leben rennt. Genauer gesagt einer der Päpste, denn gerade sind drei von ihnen im Amt. Doch es ist weniger der Papst, der in diesem Buch die Hauptrolle spielt, sondern Poggio, der Bücherjäger. Gemeinsam mit Oswald von Wolkenstein reist er in ein Kloster, das abgelegen in den Bergen liegt, um dort in der Bibliothek nach anderweitig verschollenen Büchern zu suchen. Tatsächlich finden Sie ein ausgesprochen interessantes Exemplar, das vom Abt des Klosters für so gefährlich gehalten wird, dass es sogar angekettet wurde. An diesem Ort begegnet ihnen auch Agnes von Mähren, eine Figur, die bald eine größere Rolle in der Geschichte spielt und für Poggio eine noch größere einnimmt.
Oskar von Wolkenstein hat eigene Pläne und hält sich nicht an die Absprache mit Poggio. Dieser ist ein begnadeter Bücherkünstler und würde niemals ein Buch stehlen. Stattdessen würde er es lesen und abschreiben, um es dann nach Rom zu bringen. Doch von Wolkenstein interessiert sich nicht dafür, er legt sogar Feuer der Bibliothek, um mit dem Buch entkommen zu können. Das lässt Poggio nicht auf sich beruhen und jagt ihm hinterher.
Der Autor, Dirk Husemann, arbeitet als Wissenschaftsjournalist und Archäologe, studierte Ur- und Frühgeschichte, Klassische Archäologie und Ethnologie und schreibt Reportagen und Sachbücher, und gelegentlich eben auch den einen oder anderen historischen Roman. Seine Kenntnisse kommen ihm dabei ausgesprochen gelegen. Vollständige historische Korrektheit liegt ihm allerdings nicht so sehr am Herzen, wie ein spannender Plot oder die zugrunde liegende Figur, deren Beweggründe er darstellt.
Besonders gut hat mir an diesem historischen Roman gefallen, dass er sich trotz aller historischen Hintergründe und einer in gewisser Weise an die Zeit, über die erzählt wird, angepassten Sprache geschrieben ist, ausgesprochen flüssig und leicht lesen lässt.
In den normalen Erzählfluss eingebunden sind immer wieder Kapitel, die mit einem Stundenglas gekennzeichnet sind. In diesen Kapiteln erzählt der Autor die Vorgeschichte Poggios, wie er zu dem Mann geworden ist, als der er sich den Leserinnen und Lesern heute präsentiert.
Husemann gelingt es, seinen Figuren Leben und Tiefe einzuhauchen. Sowohl die Sympathieträger als auch die Bösewichte gestaltet er nachvollziehbar, sodass man als Leserin mit ihnen mitfiebert oder mitleidet.
Das Buch hält die Spannung von der ersten bis zur letzten Seite und ist damit wirklich ein historischer Roman, den man auch Leserinnen und Lesern empfehlen kann, die keine ausgesprochenen Geschichtsfans sind.