Shakespeare sei Dank
Glenn Dixon fährt nach Verona, um als Sekretär Julias Briefe zu beantworten. Seit vielen Jahren trudeln aus aller Welt Briefe an Romeos Julia in Verona ein. Daraufhin hat sich ein Verein gegründet, der versucht, all diese Briefe aufbauend, ermutigend, einfühlsam zu beantworten.
Glenn kommt aber auch nach Verona, um selbst Antworten zu erhalten. Er ist seit vielen Jahren in eine Frau verliebt, die ihn nicht liebt und betrachtet sein Liebesleben als eher erfolglos. Während seines Besuchs in Verona erinnert er sich immer wieder an das letzte Mal, als er Romeo und Julia mit einer Klasse behandelt hat, eine besondere Klasse, ein besonderes Leseabenteuer.
So erfährt der Leser zugleich ganz viel – teilweise in Originalzitaten – über Shakespeares Drama, ein wenig über die Entstehungsgeschichte, vor allem aber auch über die Hintergründe und die Diskussion um die historische Authentizität. Hat es die Familien Capulet und Montague in Verona jemals gegeben? Und wenn, hatten sie einen entsprechenden Streit? Weist eine Stelle in Dantes Werk daraufhin? Welche historischen Stätten in Verona sind wirklich historisch belegt und könnten einen Zusammenhang mit Shakespeares Liebesdrama haben? Welche Figuren sind historisch belegt?
Dies alles diskutiert Dixon in seinem Roman, teilweise ein wenig belehrend, zum größten Teil aber eingebettet in die Handlung der Story, sodass man es gut lesen kann. Wichtig ist auch, dass er an vielen Stellen die Bedeutung bestimmter Textaussagen erläutert und sie in Zusammenhang stellt mit der Liebe und dem Lebensgefühl seiner Schülerinnen und Schüler, die dadurch die Chance haben, den alten Text für sich zu entdecken und ihn sich anzueignen.
Als weiteres Thema hat sich Dixon ausführlich mit der Forschung rund um das Thema Liebe beschäftigt. Auch diese Informationen fließen in das Buch ein, dazu italienische Lebensart, Aufführungen von Opern und natürlich die Liebe – in all ihren Formen und Spielarten.
Insgesamt kann dieses Buch gut dazu beitragen, einen Zugang zu Shakespeares „Romeo und Julia“ zu gewinnen, ganz abgesehen davon, dass dieser Verein, der die Briefe an Juli beantwortet, eine wunderbare Idee ist und viel mehr Beachtung erfahren sollte.
Kiepenheuer und Witsch, 2018