Die Zwillinge Marie und Arthur verlieren ihren Vater, Ernest Brightstorm, einen Entdecker. Er hat eine Wettbewerbs-Entdeckungsreise zum Kontinent Südpolaris unternommen und ist gescheitert. Durch seinen Tod verlieren die Kinder nicht nur den Vater, sondern auch ihr Zuhause und werden quasi als Sklaven verkauft. Doch sie geben nicht auf. Mit Harriet Culpepper, einer jungen, energischen Entdeckerin wagen sie die Reise erneut. Harriet will als Erste den Pol erreichen, die Kinder wollen ihren Vater finden bzw. herausfinden, was wirklich geschehen ist, denn es gibt Hinweise, dass die Geschichte um ihren Vater sich nicht so abgespielt haben könnte, wie die Rückkehrerin Eudora Vane es erzählt hat.
Die hoch spannende Geschichte spielt in einer Parallelwelt. Zwar ist London – im Buch Lontown – unschwer zu erkennen. Als Zeit ist wohl das Ende des 19. Jahrhunderts angedacht, wenn man sich die beschriebenen Lebensbedingungen in den „Slumbs“ anschaut. Das Buch hat ein wenig etwas von Steampunk, doch stehen hier die Figuren und ihre Geschichte deutlich im Vordergrund. Die Geschwister haben Ecken und Kanten, machen Fehler, entwickeln sich weiter. Sie treffen auf Helfer, begegnen aber auch dem Bösen. Es tauchen wunderbare, fremde Kreaturen auf, und die Länder, die sie bereisen liegen gerade so ein wenig neben der Realität, dass die Autorin nicht viel braucht, um ein lebendiges Bild zu erzeugen, das beim Lesen klar im Kopf entsteht.
Die Geschichte, die an Jules Vernes „Kinder des Kapitän Grant“ erinnert, wartet mit einigen Überraschungen auf, wurde intelligent konstruiert und mit viel Liebe zum Detail umgesetzt.
Sprachlich sind Stil und Wortwahl hervorragend an die Zielgruppe angepasst. Ein bisschen schade ist, dass auf dem Titelbild ganz eindeutig nicht die „Aurora“, also das Wolkenschiff abgebildet ist, mit dem die Zwillinge unterwegs sind. Man hätte sich ein Bild der „Aurora“ gewünscht, nachdem es die Autorin so ungewöhnlich kreiert hat.
Zum Ende des Buches kündigt sich eine zweite Forschungsreise an. Diesen zweiten Band werden alle Leserinnen und Leser sicher voller Ungeduld erwarten.